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9. Produktion |
Die Produktion im weiteren Sinne (Leistungserstellung) ist die
Herstellung wirtschaftlicher Güter, sowohl materieller als auch immaterieller Güter,
sowie die Erstellung von Dienstleistungen.
Die Produktion im engeren Sinne (Erzeugung oder Fertigung) ist jene
Form des Betriebes, die die Erzeugung der Sachgüter vollzieht.
Arten der verbundenen Produktion:
parallele Produktion: | |
alternative Produktion: |
primäre Kuppelproduktion: | mit der Herstellung eines Produktes fällt aufgrund von z.B. chemischen Gesetzen ein zweites Produkt in einem festen Verhältnis an |
sekundäre Kuppelproduktion: | mit der Herstellung eines Produktes fällt aufgrund des Produktionsverfahrens ein zweites Produkt in einem festen Verhältnis an (z.B. Tischlerei, Sägespäne) |
mit fester Relation: | Kuppelprodukte fallen stets in einem festen unveränderlichen Mengenverhältnis an. tan( alpha ) = Verhältnis der Mengen |
mit variabler Relation: | Die Kuppelprodukte können innerhalb gewisser Grenzen in ihren Mengenverhältnissen variiert werden. |
Einzel- und Massenfertigung: | ||
Einzelfertigung | Herstellung einer Einheit auf Bestellung, nicht für einen anonymen Markt | |
Massenfertigung | Herstellung eines standardisierten Produktes auf unbegrenzte Zeit für einen anonymen Markt | |
Reihenfertigung | ||
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Herstellung von Produkten, die sich aus vielen Einzelteilen zusammensetzen und die aufgrund ihrer unterschiedlichen Konstruktion verschiedene Fertigungsverfahren haben, in begrenzter Menge | |
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Herstellung von Produkten, die aufgrund ihrer Fertigung oder Rohstoffe eng verwandt, in begrenzter Menge | |
Verfahren nach Weg der Erzeugnisse: | ||
Baustellenfertigung | Herstellung von an den Boden gebundenen Gütern am "Aufstellungsort". Dabei können durchaus Teile andernorts vormontiert und angeliefert werden. | |
Fließfertigung | Anordnung der Betriebsmittel und Arbeitsplätze nach dem Produktionsablauf, d.h. der Durchfluss des Materials vom Rohstoff bis zum Fertigprodukt erfolgt ohne Unterbrechung, z.T. Fließband mit Taktsollzeiten. | |
Werkstattfertigung | Zusammenfassung der Betriebsmittel und Arbeitsplätze mit gleichartigen Arbeitsverrichtungen in einer "Werkstatt" (noch Verrichtungs- oder Objektprinzip) | |
Gruppenfertigung | Kombination von Fließ- und Werkstattfertigung (Fließfertigung innerhalb der Werkstätten) |
BAT - Betriebsarbeitszeit
MTS - tägliche Sollzeit
EPT - bezahlte Erholungspausen
Losgrößen |
Die optimale Losgröße ist bei Serien- bzw. Sortenfertigung die günstigste Auflagengröße. Man untersucht, bei welcher Größe die Summe der Lager-, Einrichtungs- und Zinskosten minimal ist. (Eine optimale Losgröße gibt es nur für Absatzgeschwindigkeit < Produktionsgeschwindigkeit).
K: gesamte Loskosten kl: Zinskostensatz L: Lagerkosten h: Stückkosten H: gesamte Herstellkosten Kf: losfixe Kosten kv: losvariable Kosten g: Periodenbedarf T: Periode xd: durchschnittlicher Lagerbestand u: Anz. der Serien in T x: Losgröße |
Kf H = h * g g x
x
Kf g
x
Kf g kl T
! Kf g kl
T
2 Kf g |
Beispiel:
Gesamtliefermenge g 1800 ME
Laufzeit T 12 Monate
Lagerkosten (pro Stück) kl 0,25 GE/Monat/ME
Losfixe Kosten kf 300 GE/Los
Losvariable Kosten v 30 GE/ME
Gesucht ist die optimale Losgröße x, das Minimum der Gesamtkosten
und das Zeitintervall ta.
Lean Production |
Im Sinne des integrierten Unternehmensführungsansatzes
lässt sich
Lean Produktion allgemein charakterisieren, als ein auf Markt- und Kundennähe,
Produktivitätserhöhung und Qualitätsverbesserung, hohe Innovationsgeschwindigkeit und
Wertschöpfung konzentrierter praxiserprobter Denk- und Handlungsrahmen erfolgreicher
japanischer Großunternehmen auf dem Weltmarkt.
Die Implementierung ist als langfristiger, kontinuierlicher Prozess anzusehen.
- Gruppen von 5 - 10 Personen
- Teams besitzen weitreichende Kompetenzen im Verantwortungsbereich
- keine exakt festgelegten Stellenbeschreibungen (jeder kann alle Aufgaben erfüllen)
- hohe und breitgefächerte fachlich, soziale Anforderungen (integriertes Aufgabenverständnis, Arbeitseinsatzflexibilität, überdurchschnittliche soziale Fähigkeiten...)
- Gruppenleiter (Produktionsstättenmanager) regelt "Job Rotation" (mit Bezahlung nach Qualifikation) innerhalb der Gruppe, Arbeitsverteilung, Entlohnung, Personalauswahl, Qualitätsstandards,...
- Beibehaltung von Fließband und Taktbindung bei gleichzeitigem Verzicht auf komplexe Automatisierung in der Montage
- Organisation geht von (High-Tech-) Automation ("simple is best")
- flussorientierte Strukturen mit präziser Segmentierung, Prozessorientierung statt Funktionsorientierung
- "Just-in-Time"-Betrieb (vernetzte und synchrone Produktion)
- bedarfsgerechte Teilebereitstellung
- Verringerung von Absicherungstechnologien (Puffer) bei gleichzeitigem Einsatz robuster, einfacher Lösungen mit hoher Prozesssicherheit
- Anordnung der Maschinen um den Arbeitsplatz herum zur Vermeidung langer Wege
- Reduzieren der Komplexität bei geringer Teilevielfalt und Modellbauweise
- kurze Rüstzeiten durch hohe Flexibilität von Werkzeug und Maschinen
- Verringerung von Maschinenausfällen, höherer Auslastungsgrad
- Ausgleichsfertigungen für abwesenheitsbedingte Personalschwankungen
- ständige "Vor-Ort"-Information über den Produktionsstatus (z.B. Plakate mit Vergleichen zwischen versch. Werken)
- weitgehende Parallelisierung von Produkt- und Produktionsmittelentwicklung
- frühzeitige und umfassend abgestimmte Marktorientierung kritischer Qualitätsmerkmale des neuen Produktes
- direkte Kommunikation durch Bildung von "Cross-Functional-Teams"
- umfassende Planung und rechtzeitige Abstimmung vom Entwicklungsprozess
- Kooperation von Komponentenzulieferern und Produktionsmittelherstellern (z.B gemeinsame Entwicklung mit Zulieferern)
- interne Integration (Schnittstellenkoordination zwischen Funktionsbereichen und Abteilungen) und externe Integration (von Konsumerwartungen und Herstellervorstellungen)
- differenzierte Marktbeobachtung
- Flexibilität gegenüber den Kundenwünschen
- Reagibilität auf mittel- bzw. langfristige Marktveränderungen
- starker Teamgeist
- offener, permanenter Informationsaustausch
- gemeinsame Offenlegung und Handhabung von Konflikten (Konfliktmanagement)
- qualitäts- und kundenorientiertes Denken
- Flexibilität und Lernbereitschaft des Einzelnen
Die Produktionsfunktionen vom Typ A |
(Anwendung in der Land- und Forstwirtschaft)
Prämisse: Produktionsfaktoren peripher (bis zu einem bestimmten Maß) (durcheinander) substituierbar (z.B. weniger Dünger, dafür mehr Pflügen)
Mengenmäßiger Gesamtertrag E unter Variation eines
Faktors (rn) und Konstanthalten der anderen Faktoren (r1, ...,
rn-1). Es handelt sich meist um eine Funktion 3. Grades. E = f(r1, ..., rn) E = f( rn) W: Wendepunkt |
Der Grenzertrag des variablen Faktors ist der Zuwachs zum Gesamtertrag, der durch den Einsatz einer weiteren Einheit des variablen Faktors verursacht wird. | |||||||||||||||||||||
Der Grenzertrag E' ist eine Funktion 2. Grades, eine umgedrehte Parabel: |
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Der Durchschnittsertrag
E E
Der optimale Ertrag (Betriebsoptimum) liegt dort, wo die Tangente an die Ertragsfunktion den größten Winkel mit der r-Achse bildet.
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Die Beziehungen zwischen den Ertragskurven
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Das Ertragsgebirgeerhält man, wenn man den Ertrag in Abhängigkeit von 2 Produktionsfaktoren aufträgt. Die graue Kurve heißt Isoquante (Indifferenzkurve) und ist jeweils der Teil der r1-r2-Ebene, in dem man r1 und r2 durcheinander substituieren kann, ohne daß sich der mengenmäßige Ertrag verändert. Es gibt somit zu jedem Ertrag E eine Isoquante. |
Das SubstiitutionsgebietDie Isoquanten haben in der Regel einen zum Ursprung konvexen Verlauf. Sobald sie sich mit zunehmender Einsatzmenge wieder vom Ursprung entfernen, ist die Substitution nicht mehr sinnvoll, da jetzt bei gleichbleibendem Ertragsniveau die Einsatzmengen beider Faktoren erhöht werden müssten. Somit wird das Gebiet, in dem eine Substitution sinnvoll ist (Substitutionsgebiet) von den Linien A und B beschränkt, die die Punkte der Indifferenzkurven verbinden, an denen deren Tangenten parallel zu den Achsen verlaufen.
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Grenzrate der Substitution (Substitutionsverhältnis)Die Faktoreinsatzmenge, die notwendig ist, um eine Einheit eines anderen Faktors an einem gegebenen Punkt zu ersetzen, wenn die Produktmengen unverändert bleiben sollen, bezeichnet man als das Substitutionsverhältnis (Grenzrate der Substitution) des Punktes. Es gilt:
0G - dr1
dr1 Für die Durchschnittsrate des Substitution zwischen den Ertragslagen E und F gilt:
AB
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Die MinimalkostenkombinationAnnahmen: Isoquanten in das Diagramm einzeichnen: Die Berührpunkte von Isoquanten und Isokostenlinien ergeben den Minimalkostenweg
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Die KostenfunktionErtragsfunktion: x = E = f( r ) Bei der Kostenfunktion sind die abhängige Variable und die unabhängige Variable der Ertragsfunktion einfach vertauscht. Sie ist die inverse Funktion der Ertragsfunktion. Bei der Kostenfunktion wird also die Ausbringung x variiert und die Faktormenge r als die abhängige Variable betrachtet. Die Faktormenge wird dabei in Geld ausgedrückt, denn die Kosten sind das Produkt aus Faktormenge und Preis : K = r * p. Der Preis wird konstant als 1 angenommen: K = phi( r * 1 ) = phi( x ) Dann gilt für die Gesamtkostenfunktion: K = Kf + Kv = Kf + r1 p1 + r2 p2 + ...+ rn pn Grenzkostenfunktion: |
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Leer- / Nutzkosten |
Die Produktionsfunktionen vom Typ B |
(relevant für die Industrie)
Definition VerbrauchsfunktionenEine Verbrauchsfunktion gibt die funktionalen Beziehungen wieder, die zwischen Faktorverbrauch für eine geleistete Produktions- oder Arbeitseinheit und der technischen Leistung eines Aggregates bestehen. Allg. gilt: Leistung = Arbeit / Zeit Im Einproduktbetrieb mit homogenen Produkten gilt: Leistung = mengenmäßiger Ertrag / Zeit d = x / t Für die Verbrauchsfunktion gilt: vi = f(d) Den gesamten Faktorverbrauch ri erhält man dadurch, dass man die Leistung mit der Anzahl der Einheiten x multipliziert. ri = vi ( d ) x |
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AusbringungsisoquantenEs gilt :d = x / t <=> x = d t <=> t = x / d Daraus ergeben sich die Kurven gleicher Ausbringung (Ausbringungsisoquanten) |
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Kostenarten
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Die neoklassischen Produktionsfunktionen |
Annahme: Ein Aggregat mit einer Kapazität x1 hat aggregatsfixe Kosten Kf und lineare variable Kosten. Dann ergibt sich folgende Kostenfunktion: |
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Quantitative AnpassungKapazitätserweiterung durch Anschaffung einer zweiten Maschine Es ergibt sich bei Produktion bei x2 keine Stückkostensenkung gegenüber x1 (wg. Kf2), bei Produktionsrückgang liegen die Stückkosten bei A ( wg. Kf2 ergeben sich sog. remanente Kosten)
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Stückkostensenkungen bei Produktion bei x2 ergeben sich nur durch Berücksichtigung von betriebsfixen Kosten Kfb: | |
Zeitliche AnpassungKapazitätserweiterung durch Überstunden mit Zuschlägen, durch die Kosten und Stückkosten jenseits von x1 zusätzlich steigen: |
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Lässt man die Überstunden abbummeln, anstatt Zuschläge zu bezahlen, steigen die Kosten nicht stärker, die Stückkosten sinken weiter: |
Intensitätsmäßige AnpassungSteigerung der Kapazität durch intensivere Nutzung der Anlagen: |
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Mutative ErweiterungSteigern der Kapazität durch andere Produktionsverfahren. Sei z.B.
die Aufgabe das Bewegen von Sand: x < x4 : I am besten |
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